Ergebnisse unserer Umfrage „Altenpflege im Fokus 2021"
Sei es bei Qualifizierung oder Digitalisierung – die Pflege ist motiviert, sich zu entwickeln! Der chronische Personalmangel hemmt dieses Engagement. Um Fachpersonen in der stationären Langzeitpflege zu halten, braucht es jetzt klare Perspektiven.
Der stationären Altenpflege fehlt die Luft zum Atmen, wie das aktuelle Stimmungsbild aus den Ergebnissen unserer Umfrage „Altenpflege im Fokus“ verdeutlicht. Das steife Korsett aus Vorgaben, Anforderungen und Kontrollmechanismen ist ohnehin eng geschnürt und wird weiter verschärft durch den inzwischen chronischen Personalmangel in vielen Einrichtungen. Aus den Ergebnissen der vor der Bundestagswahl durchgeführten Online-Befragung von Pflegefachpersonen in der stationären Langzeitpflege zeigt „Altenpflege im Fokus“ auf, wo für Pflegepraxis und Pflegemanagement die größten Herausforderungen liegen und welche Maßnahmen die Pflegeprofession stärken können.
Die Redaktion Altenpflege des Vincentz Network führt die Studie „Altenpflege im Fokus“ in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen durch, um das Stimmungsbild zu erfassen und Pflegekräften aus der stationären Langzeitpflege eine Stimme zu geben. In diesem Jahr fand die Befragung in Kooperation mit dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) statt. Mit der Umsetzung der Online-Befragung war das Marktforschungsinstitut Cogitaris GmbH in Mainz beauftragt.
Wichtige Themen der diesjährigen Befragung sind:
- Auswirkungen des Fachkräftemangels
- Qualitätsprüfung und -darstellung
- Erwartungen an die an die neue Regierung
- Pflegeberufegesetz (Ausbildung, Berufsbild)
- Digitalisierung
- Persönliche berufliche Entwicklung und Weiterbildung
- Möglichkeiten der Personalgewinnung
Pflege leidet unter der Sorge, inwieweit sie gute und qualitätsvolle Pflege gewährleisten kann
Der Mangel an Pflegepersonal hat sich in den vergangenen drei Jahren weiter verschärft. Das bestätigen 73% der Befragten. Somit wird es für 68% der Pflegenden immer schwieriger, eine gute und qualitätsvolle Pflege zu gewährleisten. Das hängt nach Einschätzung von rund zwei Dritteln der Befragten auch damit zusammen, dass einfach zu wenig Zeit für die Belange der Pflegebedürftigen bleibt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verantwortungsspanne des Einzelnen immer weiter gestiegen ist, meinen 70%. In Summe entsteht das Gefühl, dass die Mitarbeitenden ihrem eigenen pflegefachlichen Anspruch nicht mehr gerecht werden. Die Mitarbeitenden tragen diese Situation wenig überraschend mit nach Hause, denn mehr als jeder Zweite verspürt negative Auswirkungen auf das Familienund Privatleben. Zudem kommt für die Hälfte der Befragten durch den hohen Zeitdruck der Austausch im Team und mit Angehörigen zu kurz. Als zusätzliche Belastung wirken seit zwei Jahren die Herausforderungen und Auswirkungen der Covid-19-Pandemie (siehe Abbildung 1).
Lässt sich in solch einer Situation überhaupt ein realistisches Stimmungsbild erheben? Und was ist eigentlich die so genannte „Realität“ für die stationäre Langzeitpflege, wenn nicht eine Aneinanderreihung von sich abwechselnden Hindernissen und Notständen?
Maßnahmen für Verbesserung der Situation in der Pflege sind kaum spürbar
Die scheidende Bundesregierung hatte hehre Ziele: Sie wollte die dringend notwendige Verbesserung der Situation in der Pflege mit dem Sofortprogramm für die Altenund Krankenpflege und mit der Konzertierten Aktion Pflege in die Wege leiten. Aber sind diese Maßnahmen überhaupt in der Wahrnehmung der Pflegefachund -führungskräfte angekommen? Nein, oder etwas wohlwollender formuliert: „Kaum!“ Zumindest waren derartige Verbesserungen für fast niemanden unter den Befragten spürbar! Und fast noch schwerwiegender ist, dass die Mitarbeitenden mit erschreckender Mehrheit noch nicht einmal darauf vertrauen, dass die Politik verstanden hat, welche Anforderungen in der Pflege tatsächlich zu bewältigen sind. Nur 3% der Befragten sind der Meinung, dass die Politik „wirklich verstanden“ hat und zuverlässig bemüht ist, die Situation in der Pflege zu verbessern. Damit fällen die Pflegenden ein vernichtendes Urteil über die Pflegepolitik der vergangenen Jahre.
Der Teufelskreis der schlechten Personalausstattung zeigt Folgen
Unsere Befragung zeigt: Es wird immer schwieriger für Pflegende und Pflegemanagement, eine qualitätsvolle Versorgung zu gewährleisten! Dabei klangen deren Einschätzungen bereits bei der letzten Befragung 2018 sehr kritisch. Der Mangel an Pflegepersonal spielt bei dieser Entwicklung die gravierendste Rolle. Der Teufelskreis der schlechten Personalausstattung bleibt nicht ohne Folgen. Je mehr Kolleginnen und Kollegen den Beruf verlassen, desto höher werden die Belastungen, derer, die die weitere Versorgung der Pflegebedürftigen übernehmen.
Eine tiefe Skepsis, ob es nicht eher mehr Pflegefachpersonen als Pflegeassistenzen braucht, ist klar erkennbar. Drei Viertel der Befragten finden, dass unabhängig von der Einführung eines neuen Personalbemessungsinstruments, zusätzlich zu mehr Pflegeassistenzen mehr Stellen für Pflegefachpersonen geschaffen werden müssen. Und der vielfach lautstark diskutierte, aber nicht immer erhörte Wunsch nach mehr Geld führt bei Pflegefachpersonen mitunter zu noch mehr Frust. Neben der Gehaltshöhe kommt es des Weiteren sehr stark auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen an. Aus dieser Gemengelage entsteht sowohl Motivation für Entwicklung als auch für Veränderung: 67% der Befragten planen, sich beruflich zu verändern. Entweder durch Höherqualifizierung in der Pflege (41%), Studium (14%) oder durch Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber (22%).
Die wichtigste Frage lautet also heute, wie mehr Fachkräfte in der Altenpflege gehalten oder neu gewonnen werden können. Die Frage ist nicht neu. Und doch ist die Antwort von 90% der Pflegenden ernüchternd: Es wird nur gelingen, mehr Mitarbeitende zu gewinnen, wenn die Personalausstattung besser wird. Im Umkehrschluss heißt dies, wenn sich die Personalausstattung nicht verbessert, wird es nicht gelingen, das Bestandspersonal zu halten und es wird weitere Abwanderungsbewegungen aus dem Beruf geben. Dieser Teufelskreis scheint sich in den Monaten der Pandemie weiter verfestigt zu haben: ein dringender Aufruf an die Politik, hier endlich aktiv zu werden.
Ein Viertel der Pflegefachpersonen hat keinen beruflichen Internetzugang
Bedenkt man, wie groß die Hoffnungen sind, dass die Chancen der Digitalisierung Entlastung für das Pflegepersonal bringen können, so ist es überraschend, wie wenig die Einführung digitaler Tools und Prozesse in der Altenpflege vorangeschritten ist. Zwar hat sich Digitalisierung in den vergangenen Jahren in der Pflegebranche zu einem geflügelten Wort entwickelt, aber nach wie vor mangelt es vielen Fällen an der praktischen Umsetzung digitaler Lösungen im Berufsalltag der Pflegenden in den Altenpflegeeinrichtungen.
Während der Corona-Pandemie bekamen digitale Kommunikationslösungen auch in der Altenpflege eine ganz neue Bedeutung. Plötzlich wurden Tablets eingesetzt, um den isolierten Bewohnerinnen und Bewohnern ein Mindestmaß an Austausch mit ihren Angehörigen zu ermöglichen. Aber inwieweit haben digitale Anwendungen darüber hinaus in den Einrichtungen Eingang gefunden?
83% der Befragten gaben an, für berufliche Zwecke einen Internetzugang zur Verfügung zu haben. Bei den Leitungspositionen lag der Anteil deutlich höher als bei den Pflegefachpersonen. Von diesen hatten nur knapp drei Viertel beruflichen Zugang zum Internet. Hier gibt es durchaus noch Optimierungsmöglichkeiten.
Nur zehn Prozent der Befragten sind bei der Auswahl digitaler Arbeitsmittel beteiligt
Dabei haben die Mitarbeitenden nur wenig Vorbehalte gegenüber einer weiteren Digitalisierung: Lediglich 18% machen sich Sorgen, dass eine noch stärkere Digitalisierung im Pflegeprozess die Beziehung und Kommunikation mit den Pflegebedürftigen beeinträchtigen könnte. Weitere 23% sehen zumindest die Gefahr einer solchen Beeinträchtigung. Die Antworten machen deutlich, dass bei aller Offenheit für digitale Lösungen, diese die Kommunikation zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen nicht einschränken dürfen. Aspekte der Nähe und der zwischenmenschlichen Beziehung sollten daher bei der weiteren Einführung digitaler Anwendungen durchaus mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet werden. Daher ist völlig unverständlich, dass nur 10% der Mitarbeitenden bei der Auswahl digitaler Arbeitsmittel beteiligt werden. Allein durch dieses Übergehen der Betroffenen ist nachvollziehbar, dass nur 8% der Mitarbeitenden sagen, dass in ihren Pflegeteams digitale Hilfsmittel akzeptiert und wirksam eingesetzt werden. So kann man auch Chancen liegen lassen.
Mut macht, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten ausreichend für den sicheren Umgang mit digitalen Neuerungen geschult fühlt. Allerdings ist hier ein deutliches Gefälle hinsichtlich der Berufsrollen feststellbar. Je höher die Stellung der Befragten, desto stärker ist die Beschäftigung mit Digitalisierungsprozesse ausgeprägt. Knapp die Hälfte der Befragten (42%) ist (eher) der Meinung, dass der Arbeitgeber in den vergangenen zwei Jahren umfassend in Digitalisierung investiert hat (siehe Abbildung 3).
Staatliche Förderprogramme werden nicht immer genutzt
Ambulante und vollstationäre Pflegeeinrichtungen können noch bis 2023 auf Grundlage des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes einen einmaligen Zuschuss für den Ausbau der digitalen Infrastruktur bekommen. Bis zu 40 Prozent der Kosten bis zu einem Höchstbeitrag von 12 000 Euro können auf Antrag erstattet werden. Zwei Drittel der Befragten konnten allerdings nicht sagen, ob ihre Einrichtung einen Antrag zur Förderung nach dem Digitalisierungsgesetz gestellt hatte. 14% geben an, dass es ihrer Kenntnis nach keinen solchen Antrag gegeben habe.
Allgemein ließ sich feststellen, dass die Nutzung digitaler Kommunikationsmittel umso ausgeprägter ist, je höher die berufliche Stellung in der Einrichtung ist. Immerhin nutzen rund 83% stationäre und/oder mobile Möglichkeiten der elektronischen Pflegeplanung. Auf der anderen Seite heißt das aber auch, dass 17% der Befragten keine elektronische Pflegeplanung zur Verfügung haben! Knapp die Hälfte der Befragten nutzen elektronische Abrechnungsprozesse, wobei Pflegedienstleistung (72%) und Qualitätsmanagement (77%) vermutlich auf Grund ihres Aufgabenspektrums wesentlich häufiger davon Gebrauch machen als Pflegefachpersonen (37 %). Deutlich ausbaufähig sind die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation im Team (Chatsoftware, WhatsApp). Nicht einmal jede fünfte befragte Person (17%) nutzt diese Kommunikationsmöglichkeit.
Überwachungssysteme für Bewohner und Bewohnerinnen und altersgerechte Assistenzsysteme führen eher ein Nischendasein und werden nur selten verwendet. Erwartungsgemäß kommen in größeren Einrichtungen tendenziell häufiger digitale Kommunikationsmittel zum Einsatz als in den kleineren Einrichtungen. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie zum Beispiel bei der Teamkommunikation.
WBL und PDL berichten von Gehaltsverbesserungen
Auch wenn die Gehälter in der Pflegebranche in den vergangenen Jahren gestiegen sind, zeigt auch die aktuelle Befragung, dass es beim Gehalt insbesondere bei Pflegefachpersonen noch deutlich Spielraum nach oben gibt. So findet eine große Mehrheit der Befragten, dass sich die Personalsituation erst verbessern wird, wenn Pflegekräfte durchgehend deutlich besser bezahlt werden. Insbesondere Pflegefachpersonen sind zu 44% dieser Meinung. Diese scheinen im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen in Leitungspositionen bisher weniger von deutlichen Gehaltserhöhungen profitiert zu haben. Insgesamt nur 8% gaben an, dass sich ihr Gehalt in den letzten zwei Jahren deutlich verbessert habe. Bei Wohnbereichsleitung und Pflegedienstleitung war der Anteil etwas höher (siehe Abbildung 2). Das Ergebnis macht deutlich, was viele der Befragten denken: Wenn es nicht mehr Geld gibt, wird sich auch die Personalsituation in der Altenpflege kaum verbessern.
Großer Wunsch nach Weiterbildung und Entwicklung ist vorhanden
Trotz Zeitnot, Corona-Pandemie und täglich neuer Herausforderungen spielt das Thema Fortund Weiterbildung für die meisten Beschäftigten in der Altenpflege eine große Rolle. Professionelle Pflege auf hohem Niveau ist der Anspruch der meisten Befragten: 41% möchte sich auf jeden Fall durch Weiterbildung qualifizieren. 14% können sich sogar vorstellen, ein Studium aufzunehmen, weitere 17% sind einem Studium gegenüber zumindest nicht abgeneigt. Erstaunlich hoch ist damit die hohe Zustimmung zur hochschulischen Ausbildung, wobei interessant ist, dass die in der direkten Versorgung arbeitenden Pflegefachpersonen eine größere Zustimmung geben als Pflegedienstleitungen. Nachdenklich macht die Aussage von 40 Prozent der Befragten, die (eher) darüber nachdenken, ihren Beruf aufzugeben und eine andere berufliche Tätigkeit zu beginnen. Mehr als jede fünfte (22%) Pflegefachpersonen trägt sich mit dem Gedanken, den Beruf an den Nagel zu hängen und etwas ganz Anderes zu machen. (Eher) ein anderes Arbeitsfeld, zum Beispiel im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege, können sich immerhin 30% vorstellen (siehe Abbildung 5).
Hier spielt das Alter eine entscheidende Rolle. Je jünger die Mitarbeitenden sind, desto eher reagieren sie auf unbefriedigende Rahmenbedingungen, bleiben aber dem Beruf noch treu. Erst im mittleren Alter erwägt fast ein Viertel den Ausstieg aus dem Beruf. Deutlich höher ist bei Jüngeren auch der Wunsch nach Höherqualifizierung durch Weiterbildung (68%). In dieser Altersklasse können sich sogar 37% vorstellen, ein Studium aufzunehmen. Bei den Personen mittleren Alters sind es deutlich weniger, was allerdings bei vorangeschrittener Lebensund Familienplanung in dieser Altersgruppe zu erwarten ist.
Das Qualitätsprüfverfahren wird überwiegend kritisch gesehen
Man kann es nicht schönreden: Das nicht mehr ganz neue Qualitätsprüfverfahren schafft viel Bürokratie und zusätzlichen Zeitaufwand für die Pflegeteams sowohl für Pflegekräfte als auch für Leitungspositionen. Dieser Meinung sind uneingeschränkt mehr als die Hälfte der Befragten (56%). Wobei PDL und WBL dieser Aussage tendenziell noch stärker zustimmen als Pflegefachpersonen. Damit gehört auch das Thema Entbürokratisierung immer wieder auf den Prüfstand, wenn es darum geht, Pflegende zu entlasten. Rund ein Fünftel findet zudem, dass das neue Qualitätsprüfverfahren nicht dazu beiträgt, die Pflegequalität zu sichern.
Erkennbare Handlungsfelder adressieren, um Fachpersonen in der Pflege zu halten
Die Pflege fühlt sich augenscheinlich bei wichtigen Entwicklungen in vielen Fällen weder abgeholt noch mitgenommen. In Summe gibt es zahlreiche Handlungsfelder, die von den verantwortlichen Akteuren dringend angegangen werden müssen! Es gilt zu verhindern, dass in den kommenden Jahren noch mehr Pflegende ihrem stärker werdenden Drang nach beruflicher Veränderung nachgeben und in letzter Konsequenz womöglich nicht mehr für die stationäre Langzeitpflege von Senioren und Seniorinnen zur Verfügung stehen.
Handlungsfelder und Forderungen an die neue Bundesregierung, an Arbeitgeber und Verbände:
- 86% der Pflegenden fordern bessere Rahmenbedingungen (zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Führung).
- Für 76% der Mitarbeitenden ist eine gute Ausbildung, die möglichst viele Pflegeschüler erfolgreich abschließen, der Schlüssel zu mehr Personal.
- 65% erkennen, dass im System grundsätzlich mehr Geld nötig ist. Hier wird auf die notwendige Reform der Pflegeversicherung gesetzt.
- 63% der Mitarbeitenden sind der Meinung, dass eine Erweiterung der Kompetenzen des Einzelnen zu mehr Attraktivität des Berufsbildes führt.
- 61% fordern eine konsequente Umsetzung des neuen Personalbemessungsverfahrens.
- 59% plädieren schließlich für eine bessere Bezahlung (insbesondere Pflegefachpersonen).
- 34% meinen, Investitionen in Digitalisierung müssen von den Einrichtungen getätigt und von der neuen Bundesregierung unterstützt werden.
- Nur 6% der Befragten glauben, dass eine gezielte Anwerbung von Mitarbeitern im Ausland die Probleme löst.
Hoffnung auf Veränderungen: Wann kommt die Trendwende?
Die Ergebnisse der Befragung stellen generell der Gesundheitsund Pflegepolitik kein gutes Zeugnis aus. Aber sie zeigen auch, dass Pflegende in der stationären Langzeitpflege durchaus bereit sind, massiv in Weiterbildung und persönliche Entwicklung zu investieren. Die Rahmenbedingungen dafür müssen von außen geschaffen werden. Die Bereitschaft für die Ausgestaltung dieses Rahmens durch die Pflegexpertinnen und -experten ist vorhanden. Für perspektivische Verbesserungen ist es als positiv zu bewerten, dass die potenziellen Koalitionspartner der neuen Bundesregierung ihre jeweiligen parteiinternen Überzeugungen und Agendapunkte auf den Prüfstand stellen, um ein gemeinsames Zielbild für ihr politisches Handeln zu definieren. Das sollte der Pflege zwingend zugutekommen! Wo in der Altenpflege aktuell die größten Schmerzen, Wünsche und Ho“nungen liegen, gehört ganz oben auf die Agenda der neuen Bundesregierung und ist als eindringlicher Appell der Pflegefachpersonen nach Berlin zu verstehen. Nie war es wichtiger als jetzt und nie war die Chance größer als jetzt, mit mutigen und wirksamen Maßnahmen Pflegefachpersonen und Pflegemanagement in der Altenpflege zu binden und nachhaltig zu stärken!
Wer hat sich an der Befragung beteiligt?
Insgesamt wurden 686 Beschäftigte aus der stationären Langzeitversorgung in die Auswertung einbezogen. Die Teilnahme an der Online-Befragung war vom 16. August bis 24. September 2021 möglich.
- Verteilung der Teilnehmenden nach Funktionen: Die Hälfte der Befragten (50 %) arbeitet als Pflegefachperson. 22% sind als Pflegedienstleitung (PDL) tätig, 15% als Praxisanleitende (PAL), 13% verantworten das Qualitätsmanagement (QM) und 15% haben die Rolle der Wohnbereichsleitung (WBL) inne.
- …nach Trägern: 40% der Befragten arbeitet in der Freien Wohlfahrtspflege, 35% bei privaten und 13% bei kommunalen Trägern. 12% machte keine Angabe.
- … nach Alter: 3% der Befragten ist 25 Jahre alt oder jünger, 15% zwischen 26 und 35 Jahre, 24% zwischen 36 und 45 Jahren, 33% zwischen 46 und 55 Jahren, 24% zwischen 56 und 65 Jahren und 1% älter als 65 Jahre.
- …nach Dauer der Berufszugehörigkeit: 11% sind bis zu 5 Jahre in der Pflege tätig, 17% zwischen 6 und 10 Jahren, 32 Prozent zwischen 11 und 20 Jahren, 24 Prozent zwischen 21 und 30 Jahren, 12 Prozent zwischen 31 und 40 Jahren und 3% länger 40 Jahre.